
Ordnung der “Arbeitsgemeinschaft Evangelische Einkehrtage”
Die AEET ist Fachverband des Diakonischen Werkes der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und gibt sich für ihre Arbeit folgende Ordnung: Für besondere Bereiche der Retraitenarbeit oder befristete Sonderaufgaben können Ausschüsse gebildet werden. Diese werden durch den Leitungskreis berufen und geben bei der Jahrestagung Berichte. Die Arbeit eines Ausschusses wird durch Beschluss des Leitungskreises beendet. Sitz der Arbeitsgemeinschaft ist der Wohnsitz des/der Vorsitzenden Diese Ordnung wurde am 14. Oktober 1991 von der Jahrestagung der AG in Berlin beschlossen. Weitenhaten, den 15. Oktober 1991
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gez.: Wolfgang Breithaupt, Landespfarrer
Vorsitzender des Fachverbandes

Wesensmerkmale Evangelischer Einkehrtage
EINKEHRTAGE, auch Schweige-Retraite genannt, sind eine Form spiritueller Erfahrung, die seit Jahrzehnten in EKD und Ökumene erprobt und bewährt ist. Die Arbeitsgemeinschaft für Evangelische Einkehrtage hat sich die Aufgabe gestellt, diese Gestalt geistlichen Lebens zu fördern und zu entwickeln.
Daneben sind in den letzten Jahren gewisse Formen und Wege von Meditation in Gemeinden und Tagungshäusern erprobt worden, die durch Stille und Gebet zu geistlicher Vertiefung führen und auch die Arbeit der Einkehrtage befruchten.
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I. Was ist das Ziel von Einkehrtagen? Das Stille-Werden des einzelnen Menschen vor Gott ist das Ziel evangelischer Einkehrtage – so, wie Jesus sich immer wieder in die Stille zurückgezogen hat. (vgl. Markus 1, 35 ff). II. Wovon leben Einkehrtage? 1. BETRACHTUNG DES WORTES GOTTES 2. SCHWEIGEN 3. GEBET 4. EINZELGESPRÄCH UND MÖGLICHKEIT ZUR BEICHTE 5. HEILIGES ABENDMAHL 6. LEIBLICHE ÜBUNGEN 7. EINFÜHRUNG III. Welche Wirkungen haben Einkehrtage für die Gemeinde? In der Stille können Gaben entdeckt und Aufgaben angenommen werden. IV. Was ist sonst noch wichtig? 1. ENTSPANNUNG UND ERHOLUNG 2. UNTERBRINGUNG 3. ZEITLICHE DAUER 4. GRÖSSE DER GRUPPE Für Teilnehmende wie für Verantwortliche gilt eine erwartende Haltung: “Rede zu uns, Herr, wir möchten hören.” (Thomas von Kempen nach 1. Samuel 3, 10). Quelle: Einkehr in die Stille, Einkehrhäuser als Orte der Stille und des Gebets in der Arbeitsgemeinschaft für Evangelische Einkehrtage, Broschüre, 2005, Herrmannsburg, S. I – VIII
Einkehrtage wollen herausführen aus dem Vielerlei der täglichen Anforderungen und hineinführen in die Stille vor Gott. Damit nehmen sie die Sehnsucht vieler Menschen auf. Die Teilnehmenden finden in solchen Tagen Zeit für Gott und Zeit zur eigenen Lebensvertiefung. Niemand verlangt etwas von ihnen. So kann es zu einer inneren Erneuerung kommen: ein Mensch gewinnt Klarheit in persönlichen Entscheidungen – er kann (wieder) Gottes Willen für sein Leben erkennen und bereit werden, ihn zu tun. Daraus können neu Glaube und Freude erwachsen.
Einkehrtage werden zur Einladung Gottes an uns. Sie sind Hilfe und Einübung in ein
Leben aus der Stille.
In der Regel wird zweimal am Tag eine – kurze – biblische Betrachtung angeboten, die zum Schweigen und zum persönlichen Gebet hinführen möchte. Diese Meditation hilft, aus dem biblischen Wort die persönliche Anrede Gottes zu hören.
Das Schweigen bei Einkehrtagen ist eine wesentliche Hilfe zum Hören auf Gottes Anrede. Neben Einkehrtagen mit durchgehendem Schweigen gibt es auch aufgelockerte Formen; darauf wird jeweils im Ausschreiben ausdrücklich hingewiesen.
Einkehrtage regen an zum Gespräch mit Gott, also zum Gebet, erwachsend aus der biblischen Betrachtung und aus der Stille: “Meditatio” führt somit zur “oratio”. Das persönliche Gebet wird ergänzt durch die gemeinsamen Tagzeitengebete und Gottesdienst.
Wesentlicher Bestandteil von Einkehrtagen ist das Angebot seelsorgerlicher Einzelgespräche mit den dafür Verantwortlichen. Auch für eine Beichte stehen diese zur Verfügung. Das Einzelgespräch und die Beichte sind die andere Seite des Schweigens. Seelsorge der Teilnehmenden untereinander soll während des Schweigens nicht geschehen.
Die Feier des Heiligen Abendmahls ist in besonderer Weise ein Ort der Begegnung von Mensch und Gott. In dieser Feier wird die Gegenwart Christi in verdichteter Weise erfahren. Die tägliche Feier des heiligen Mahles ist darum in vielen Stätten der Einkehr zur Mitte des Tages geworden.
Der Weg der Meditation ist immer ein ganzheitlicher Weg. Er schließt Körper, Geist und Seele ein. Leibliche Übungen in unterschiedlichen Formen lockern nicht nur den Körper, sondern wirken auch nach innen, lassen die Seele durchlässiger und aufnahmefähiger werden. So können sie den Weg in der Stille und zum Schweigen unterstützen.
Besonders Gebärden können wiederum Ausdruck gewonnener Erfahrungen werden, z. B. Sprache der Hände. Erwähnt sei ferner die Erfahrung mit meditativem Singen, oder auch das Fasten.
Am Anreisetag und während der folgenden Zeit erläutern die Verantwortlichen die Elemente von Einkehrtagen. Sie versuchen, in den Weg des Schweigens einzuüben. Sie geben Hilfen für den Zugang zur biblischen Betrachtung.
Die persönlichen Erfahrungen aus der Stille können den Glauben bestärken und auch neue Liebe zur Kirche wecken, zur konkreten Gemeinde und zur Welt.
In das Leben einer Gemeinde können Elemente aus Einkehrtagen einflieflen, etwa bei Rüstzeiten, Bibelwochen, Tagen der Besinnung, bis hin zu Pfarrkonventen, Kirchenvorstandssitzungen und Zusammenkünften anderer kirchlicher Leitungsorgane. Erst recht gilt das für Andachten und Gottesdienste und für jede Form der Seelsorge. Gewinn hat auch die Hausandacht oder der Hauskreis.
Die geistlichen Erfahrungen, die bei Einkehrtagen gewachsen sind, können
überkommenes Glaubensgut wieder lebendig machen. Sie ermutigen aber auch, neue Schritte zu wagen und bewuflt christliche Verantwortung wahrzunehmen im persönlichen wie öffentlichen Alltag.
Entspannung gehört wesentlich zu Einkehrzeiten hinzu, geht es doch um “Recratio”, das heißt: Teilhabe an Gottes neuschaffendem Wirken. Es muss also ausreichend Raum f¸r Ruhezeiten bleiben; wenn mˆglich, soll auch das Leben der Natur hereingenommen werden.
Um der Stille willen soll jeder Gast ein Einzelzimmer haben, dessen Einrichtung dem
Vorhaben der Einkehrtage gem‰fl ist.
Einkehrzeiten benˆtigen in der Regel drei volle Tage. F¸r Einzelne kann aber auch ein einziger Tag der stillen Einkehr hilfreich sein.
Es entspricht guter Erfahrung, dass jeweils eine verantwortliche Person nicht mehr als zwölf Teilnehmerinnen oder Teilnehmer begleiten kann.